Das Maß ist voll

Das Maß ist voll

Reinigung

Wir kennen das Entrümpeln in unserem Heim, im Rahmen einer Übersiedlung oder einfach, wenn unsere Kästen überquellen, da alte, nicht mehr getragene Kleidung und neue nebeneinander keinen Platz mehr haben.

Im alten Rom gab es in den Philosophieschulen alle fünf Jahre sogenannte ,,lustrale Feste“.

Ein Lustrum, lat. lustrare „hell machen“, ,,reinigen“, war ursprünglich in der altrömischen Religion ein Reinigungs- oder Sühneopfer, mit dem die von den Censoren durchgeführte Steuereinschätzung und Musterung der Bürger (Census) beendet wurde.

Da sich das Lustrum alle fünf Jahre wiederholte, war die Bezeichnung ab Ende des 3. Jahrhunderts v. Chr. allgemein für einen Zeitraum von fünf Jahren im Gebrauch.

Sinn der Reinigung im physischen Sinne und der inneren Reinigung

Der Sinn dieser lustralen Feste, die fünf Tage dauerten, war eine äußere Reinigung im physischen Sinne, nämlich die der Räumlichkeiten, und eine stufenweise innere Reinigung, um auf diesem Weg seiner wirklichen Identität zu begegnen.

Wir müssen uns nämlich ebenso von alten Gewohnheiten, Schwächen, schmerzlichen Erlebnissen, alten Vorurteilen usw. trennen, um Platz für neue, frische Erfahrungen zu schaffen, um damit unsere Sicht zu unserem
eigentlichen Selbst zu ermöglichen.

Reinigung

Eine Reinigung auf geistiger und psychischer Ebene ist deshalb ebenso wichtig wie auf der physischen. Unter der Dusche oder im Bad
genießen wir sehr bewusst, wie wohltuend sich das Reinigen anfühlt.

Ebenso wirkt ein nonverbales In-sich-Gehen, um sich selbst so zu begegnen, als betrete man schweigend und bewusst einen heiligen Raum.

Und manchmal fühlen wir uns selber wie ein überquellender Kasten, dann ist Entrümpelung angesagt.

Aber Ordnung und Reinheit klingen nicht sehr attraktiv. Heute nennt man das Magic Cleaning

Reinigung

Ein Professor wanderte weit hinauf in die Berge, um einen bekannten Zenmönch aufzusuchen.

Als der Professor bei ihm eintraf, stellte er sich höflich vor, nannte seinen akademischen Titel und bat den Gottesdiener um Unterweisung.

,,Möchten Sie Tee?“, fragte der Mönch. ,,Ja, qern“, sagte der Professor.

Der alte Mönch schenkte Tee ein. Als die Tasse voll war, goss der Mönch weiter ein, bis der Tee überfloss und sich als Lache auf dem Tisch ausbreitete und auf den Boden tropfte.

„Genug!“. rief der Professor. ,,Sehen Sie nicht, dass die Tasse schon voll ist? Es passt nichts mehr in sie hinein.“

Magic Cleaning

Der Mönch antwortete:

,,Genau so voll wie diese Tasse sind auch Sie mit Wissen und Vorurteilen angefüllt. Um Neues zu lernen, müssen Sie Ihre Tasse erst einmal leeren.“ (Verfasser unbekannt)

Dieser Artikel wurde in der Ausgabe Nr. 150 (4/2017) des Magazins Abenteuer Philosophie veröffentlicht.

 

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