Die Philosophie gestern und heute

Die Philosophie gestern und heute

Philosophie

Die Philosophie wurde oft als mehr oder weniger ernste Frau dargestellt, hochmütig und hübsch, die in ihrem Umfeld gegensätzliche Gefühle von Anziehung und Schwierigkeit, von Sehnsucht und Fremdheit, Verlangen und Ablehnung erzeugt. Schuld daran ist nicht ihre würdevolle Haltung und auch nicht ihre Kleidung, sondern vielmehr der Text, den sie manchmal in der Hand hält. Denn diesen betrachten viele als unverständlich und unnütz, weil er keine Antworten auf die unmittelbaren Bedürfnisse oder auf alltägliche Probleme beinhaltet. Entspricht dies tatsächlich der antiken Philosophie oder zeigt es ein entstelltes Bild, das im Lauf der langen Reise durch die Geschichte entstanden ist?

Fragen wir uns also selbst:

Wünschen wir uns glücklich zu sein, keine Fehler zu haben, stark gegenüber allen Widrigkeiten, frei und gut zu sein? Hätten wir gerne ein erfülltes und perfektes Leben –  gleich den Göttern?

Nun ja, all das und noch vieles mehr schenkt uns die Weisheit, und

Philosophie ist die Liebe zur Weisheit

Wir müssen das Rad nicht noch einmal erfinden. Wir wissen also was wir suchen. Aber die Frage ist, ob wir auch wissen, wie wir es finden können? Sich etwas zu wünschen ist nicht schwierig, sondern die Schwierigkeit liegt darin, es zu finden. Noch schwieriger wird das ganze, wenn wir uns die notwendigen Mittel nicht aneignen, oder wir an unseren innersten Wünschen nicht dranbleiben. Das Absurde und fast Paradoxe des Menschen ist, dass wir etwas suchen und uns dabei oft in die verkehrte Richtung bewegen. Auf diese Weise verirren wir uns, entfernen uns vom Ziel und fühlen uns verwirrt und allein.

Philosophie

Und dann fragen wir uns wieder:

„Liegt diese Weisheit oder dieses erfüllte, perfekte Leben denn außerhalb von uns? Oder können wir es erreichen? Nein, nein! Das ist doch unmöglich!“

Das edelste Lebensziel sollte nicht von den Umständen abhängen. Es muss von uns abhängen. Wenn wir aber weder die Umstände noch die anderen kontrollieren können, dann liegt unser Schicksal doch in den Händen unseres Partners oder Ehegefährten, unserer Eltern und Freunde, von Institutionen und Naturkräften…  Wir wünschten, dass die Welt nach unserem Maß wäre! Aber: das ist sie nicht! Die Philosophie zeigt uns aber einen Weg.

Ortega sagte (und viele kennen es): „Ich bin ich und meine Umstände.“  Zeichnen wir ein einfaches Schema:

Philosophie

Die Philosophie ist der Weg, der von den Umständen zum Ich führt

und von der Unwissenheit zur Weisheit. Sie ist kein Instrument, denn sie wird im Herzen des Menschen geboren. Sie ist nicht außerhalb des Philosophen, sie ist Liebe oder ein sehr starkes Verlangen, das dem Philosophen selbst entspringt und nicht von außen kommt. Nicht von Platon, nicht von Sokrates oder von Aristoteles. Diese sind nur Beispiele, die uns anregen können.

Jeder einzelne lebt seine Philosophie als Liebe zur Vollkommenheit im Leben, was wiederum Weisheit ist. Weisheit ist im Universum zuhause, aber sie wird im Weisen geboren und drückt sich in ihm als ein Modell aus, das verfolgt, aber nicht übertragen werden kann.

Unwissenheit hingegen kommt von mir, es ist ein Mangel an meinem Ich, ein Mangel an Sein.

Wie also nähere ich mich der Weisheit?

Philosophie

Indem ich mich transformiere, weil ich den Weg der Liebe zur Weisheit beschreite, den Weg der Philosophie. Ich bin das Instrument und verwandle mich, indem ich der Liebe und der Philosophie diene. Sich der Philosophie annähern, heißt unserem Herzen näher kommen, unseren tiefsten Sehnsüchten, dem wahren Ziel unseres Lebens. Unser Problem liegt vor allem in unserer Haltung, in einer falschen Vorstellung und einem falschen Bild von Philosophie.

 

Eine Antwort

  1. Heribert Holzinger sagt:

    Einfach und klar auf den Punkt gebracht, was Philosophie ist: Ein Weg, um sich selbst zum Gestalter seines Lebens zum machen – von den Umständen zum ich. Danke für die Inspiration!

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