Die philosophische Reflexion

Die philosophische Reflexion

Reflexion

Wollen Sie die ganze Wahrheit wissen? Über sich selbst und die anderen? Oder stecken Sie lieber den Kopf in den Sand? Nur Mutige dürfen weiterlesen – denn hier zerbröckeln Ihre Illusionen und der Alltag wird anspruchsvoll … Der reflektierte Lebensstil ist einfacher, klarer, zentrierter und tiefer gegründet als das Leben, das wir sonst führen. Im Fokus der Aufmerksamkeit ist der Mensch selbst, die umgebende Welt und seine Beziehung mit ihr. Dazu gehört, die Dinge so wahrzunehmen, wie sie sind und nicht, wie man sie gerne hätte. Das kann sehr ernüchternd sein, denn sowohl über uns selbst und über andere als auch über die Weltsituation machen wir uns gerne Illusionen. Anders ist die Hilflosigkeit wegen der Flüchtlingsströme nicht zu erklären. Es war seit Jahren absehbar …

Reflexion

Wenn Platon meint, philosophieren bedeutet Sterben lernen, dann sind damit nicht nur das sinnliche Leben und das Verhaftetsein in der materiellen Welt gemeint, sondern auch die Illusionen und Fantasien. Wenn wir bewusster werden wollen, ist es unerlässlich, die rosarote Brille abzunehmen und sich der Realität zu stellen. In unserem von Wissenschaft, Technik und Unterhaltungsindustrie beherrschten Zeitalter ist ein geistiger Lebensstil leider die absolute Ausnahme. Wären die Politiker Philosophen, wie Platon forderte, dann würde die Welt vielleicht nicht in diese bedrohliche Krise schlittern …

Auch wenn es möglicherweise paradox erscheint, bin ich überzeugt davon, dass gerade deshalb das verinnerlichte Leben eine ernsthafte Alternative darstellt. Es kann den Einzelnen zu einem bewusst denkenden Wesen machen, das angesichts einer allgemein zunehmenden Verunsicherung ein Leuchtturm der Werte, Tugenden und Gelassenheit ist. Dazu ist die philosophische Reflexion unerlässlich.

Sie umfasst mehrere Schritte:

1. Das Thema

Es kann ein gegenwärtiges Ereignis der Weltgeschichte sein, ein immer wieder auftretender Charaktermangel oder ein Konflikt mit einer anderen Person. Wenn ich merke, es „hakt“ irgendwo, dann sollte ich ernsthaft darüber nachdenken. Und das geht am Besten (hand)schriftlich.

2. Das Bewusstsein erheben

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Entscheidend ist, dass ich Distanz zu meinen Emotionen gewinne. Entweder durch einen psychologischen Schritt zur Seite, durch den ich mich von außen beobachte. Oder ich nehme die Vogelperspektive ein und betrachte mich „von oben herab“. Nur mit einem klaren Geist kann ich nachdenken und jedes Vorkommnis kühl analysieren. Manchmal muss man Zeit vergehen und den Ärger verrauchen lassen (siehe Platon und die Vase).

3. Eine Diagnose erstellen und den Sachverhalt nüchtern betrachten

Was genau ist geschehen? Wann, wo, wer, wie …
Hier ist es wichtig, nicht zu bewerten und keine Urteile zu fällen, sondern einfach nur die Fakten zu sammeln. Krishnamurti sagte:

Beobachten ohne Bewerten ist die höchste Form menschlicher Intelligenz.

Vorsicht: Nicht wieder emotional werden! Weder Selbstvorwürfe noch inneres Klagen über die Schlechtigkeit der Welt oder mancher Menschen helfen weiter.

4. Schwachpunkte und Probleme benennen

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Analysiert man sich selbst, muss man ganz ehrlich mit sich selbst sein.

  • Welche/n Fehler habe ich gemacht? Welche Charakterschwächen haben sich gezeigt: Neid, Gier, Besitzenwollen oder vielleicht auch Intoleranz, Überheblichkeit … ? Analysiert man einen Konflikt mit jemand anderem, ist es sehr wichtig, bei sich selbst zu bleiben.
  • Was haben die Handlungen des anderen bei mir ausgelöst?
  • Warum und was genau ist für mich ein Problem? Ich kann bloß mich selbst ändern, Handlungen stehen in meiner Macht ( das betrifft auch die Reaktion auf das Verhalten des anderen).
  • Analysiert man ein äußeres Problem, ist es ebenso wichtig, bei sich selbst zu bleiben. Z. B. die Flüchtlingsproblematik. Was macht das mit mir? Wovor habe ich Angst? Wichtig ist, dass man auch die (verletzten) Gefühle und Bedürfnisse wahrnimmt, die die Situation bei sich selbst auslöst.
  • Wenn es um einen Konflikt mit jemand anderem geht, kann hier auch ein Perspektivenwechsel nützlich sein: Wie geht es wohl dem anderen damit? Wie hat die andere Person die Situation wahrgenommen? Was könnten ihre Beweggründe, Gefühle, Bedürfnisse sein?

Vorsicht: Die Gefahr, wieder emotional zu werden, bleibt bestehen!

 

Eine Antwort

  1. Nils E. sagt:

    Vielen Dank für diesen Beitrag über die philosophische Reflexion. Interessant, dass einer der Hauptpunkte ist, Schwachpunkte und Probleme zu erkennen und zu benennen. Ich würde mich gern mehr mit Philosophie beschäftigen und mag deinen Blog daher sehr, werde aber bald auch mal ein Online-Seminar zu dem Thema machen.

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