Folge dem Stern!
Sind es Magier, Sterndeuter oder Könige? Im Deutschen sprechen wir manchmal von „Sterndeutern“, meistens jedoch von den „drei Weisen aus dem Morgenland“.
Die englischsprachige Welt nennt sie einmal Könige, dann wieder Weise und auch Magier (magi); auf Französisch sind es Magier-Könige: les rois mages. Viel wissen wir nicht über sie, nur dass sie aus dem Osten kamen und einem Stern folgten. Vielleicht hilft uns der Stern, ein bisschen Licht in das Dunkel ihrer Geschichte zu bringen.
Die Erzählung von den drei Weisen aus dem Morgenland, die auf der Suche nach dem „neugeborenen König der Juden“ einem Stern folgten und dann das Jesuskind in der Krippe anbeteten, ist eine der wirkmächtigsten Legenden des Christentums. Dies ist umso erstaunlicher, da sie nur auf einer sehr knappen Erwähnung im Matthäus-Evangelium beruht; die anderen drei kanonischen Evangelien wissen nichts davon. Dass es drei Reisende waren, wird aus den drei Gaben geschlossen, die sie mitbrachten: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Reich waren sie also auch.
Der Begriff „Magier“ wird im Deutschen vermieden. In der Apostelgeschichte wird von Simon Magus erzählt, dass er Petrus dessen thaumaturgische (wunderwirkende) Kräfte abkaufen wollte – was der Apostel natürlich entrüstet von sich wies. Seine Nachfolger auf dem Thron Petri waren nicht so zimperlich: Der Terminus technicus für den kirchlichen Ämterkauf lautet mit Bezug auf diese Szene Simonie.
Die Bezeichnung Magier ist jedenfalls negativ belegt. Leider waren es gerade die „Magier“, die sich als Erste vor dem Kind auf die Knie warfen. Im Italienischen behilft man sich damit, dass man zwischen „magi“ (denen von Bethlehem) und „maghi“ (den Meistern des Okkulten) unterscheidet.
GESCHICHTE VOR DER ZEITENWENDE
Das altpersische Wort „magu“, das über das griechische „màgos“ als „Magier“ zu uns gekommen ist, bezeichnete ursprünglich eine Priesterkaste des Zarathustra (auch Zoroaster, altpersischer Religionsstifter; Lebenszeit irgendwann zwischen dem Ende des 2. Jahrtausends und 600 v.Chr.). Diese Bezeichnung wurde dann auf alle Nachfolger des Zarathustra, die seine rigorosen asketischen Regeln befolgten, ausgedehnt. Sie galten als „Teilhaber am Geschenk“ der Offenbarung. Grund dafür ist das Wort „maga“ im ältesten Teil des Avesta, dem heiligen Buch der Zoroastrier, das „Geschenk, Gabe“ bedeutet.

Herodot (griechischer Historiker des 5. Jahrhunderts v. Chr.) setzt die Magier mit den Medern gleich, einem der indoeuropäischen Stämme, die sich ab dem 9. Jahrhundert v. Chr. in der Gegend des heutigen nordwestlichen Iran niedergelassen hatten; Vegetarier oder Asketen waren sie bei ihm nicht. Später tauchen sie in „De Iside et Osiride“ auf, wo Plutarch (griechischer Philosoph des 1. Jahrhunderts n. Chr.) ihnen einen dualistischen Charakter zuschreibt: Sie seien Verehrer des positiven wie auch des negativen Weltgeistes gewesen.
Heute versteht man unter den Magiern die Priesterkaste der Meder, die sich von Persien ausgehend über den ganzen Vorderen Orient verbreiteten und von den Chaldäern deren astronomisch-astrologische Kenntnisse übernahmen (damals und auch noch lange danach wurden beide Begriffe deckungsgleich verwendet).
Die Himmelserkundung war eine Spezialität der mesopotamischen Kulturen. Hier hätten sie Funktionen zwischen Magie, Astrologie und Thaumaturgie ausgeübt.

