Geschenk des Himmels – Wie wir Heiterkeit erlangen

Geschenk des Himmels – Wie wir Heiterkeit erlangen

Heiterkeit

Kennen Sie das?

Ich laufe, um den Bus noch zu erreichen. Ich drücke auf den Türöffner, aber genau jetzt fährt er weg. Dann laufe ich zur Straßenbahn. Gerade erreiche ich sie und steige ein. Doch es war die falsche Straßenbahn, sie fährt eine andere Strecke! Ich steige aus und fahre zurück. Jetzt ist der Anschluss weg … Früher hätte ich mich geärgert, jetzt schmunzle ich und nehme es gelassen.

Da haben wir ein Zauberwort: Gelassenheit oder noch besser die heitere Gelassenheit, Serenität. Die stoische Philosophie bezeichnet diesen Zustand mit ataraxia. Sie ist gekennzeichnet durch innere Ruhe und Unberührbarkeit gegenüber Schicksalsschlägen und anderen Ereignissen, die das Glück des Weisen, die eudaimonia, gefährden. Dies ist keine passive, sondern eine äußerst aktive Haltung. Vielleicht haben Sie schon einmal gelesen, was der römische Philosoph Epiktet darüber sagt:

Ja, und wir können nur die Dinge ändern, die in unserer Macht stehen, die anderen mögen wir mit heiterer Gelassenheit akzeptieren und unseren Frieden damit machen.

Was brauchen wir noch für die Heiterkeit? Natürlich Humor und die Fähigkeit, nicht nur zu schmunzeln, sondern auch herzhaft zu lachen. Auch das kann man lernen und üben! Lachen ist bekanntlich gesund, und wie gesund, das wussten schon die Inder. Heiner Uber, der Autor des Buches „Das Lachprinzip“, erzählt, dass er in Mumbai 200 Meter neben der Stadtautobahn Gruppen von Menschen unter Bäumen gesehen hat, die Lach-Yoga (im Fachausdruck Hasys-Yoga) praktizierten, selbst wenn der stärkste Monsunregen herunterschüttete. Die Leute treffen sich regelmäßig in der Früh um sechs Uhr für eine halbe Stunde Lach-Yoga. Es sind zum Teil große Gruppen von 150 bis 250 Menschen.

Lachen

In einem Interview sagt er: „Beim Hasya-Yoga werden allein durch eine halbe Stunde intensives Lachen im mesolimbischen Dopaminsystem – das ist ein Teil des limbischen Systems, das für positive Emotionen wie Freude, Euphorie usw. zuständig ist – Endorphine und Dopamine aktiviert. Diese (…) Glücksbotenstoffe leiten die Signale von Nervenzelle zu Nervenzelle weiter. Dadurch beginnen wir uns dann automatisch gut zu fühlen. Ein Mensch, der sich gut fühlt, geht mit Stress anders um. Er lässt sich von dem, was an ihn herangetragen wird, nicht mehr unterkriegen. Intensives Lachen ist wie ein Drogenrausch, allerdings ein gesunder Drogenrausch. Wir müssen uns mehr derjenigen Drogen, die wir selbst im Körper produzieren, bedienen.“

Es muss ja nicht Lach-Yoga sein, es genügt auch, einander Witze zu erzählen. Immer wieder, wenn ich mit Freunden zusammensitze, frage ich, ob jemand einen kennt. Wir Deutschen sind da nicht so gut darin, aber es findet sich immer wieder jemand, der doch einen Witz kennt. Und oft fallen uns nach und nach mehrere ein. Sie kennen es sicherlich, wenn dann nach und nach die Runde fröhlicher wird, einer den anderen ansteckt, alle zusammen immer mehr glucksen und wir dann über das Lachen lachen …

Auf Youtube finden Sie das alte und immer noch so ansteckende Lachen des „Boddhisattwa in Metro“.

Zu guter Letzt noch zwei praktische Tipps:

1) Nehmen Sie sich nicht zu ernst!

Wir sind nicht so wichtig. Auch nicht, was andere von uns denken. Wenn wir das Ich vergessen, nehmen wir eine wohltuende Distanz ein. Ich habe mal einen netten Spruch gelesen: „Ich bin übrigens nicht perfekt. Und ich arbeite auch nicht daran.“

2) Lächeln Sie, wann immer Sie können!

Durch die dafür nötigen Muskelbewegungen werden im Gehirn positive Gefühle ausgelöst. Also auch sich selbst im Spiegel zuzulächeln ist sehr förderlich. Besonders fein ist es, anderen zuzulächeln. Denn unwillkürlich lächelt das Gegenüber zurück.

Nur heiter weiter!


Dieser Artikel wurde in der Ausgabe Nr. 176 (2/2024) des Magazins Abenteuer Philosophie veröffentlicht.