Haben Tiere eine Seele?

Haben Tiere eine Seele?

Tiere, Seele

Nicht alle Tiere befinden sich auf derselben Stufe der Entwicklung. Einige sind gerade dabei, sich zu individualisieren. Es sind – folgt man der naturphilosophischen Lehre – jene Tiere, die vom Menschen domestiziert wurden wie Katzen, Hunde, Pferde, Elefanten oder Affen. Letztere sind überhaupt ein Spezialfall, den zu erörtern uns hier zu weit führen würde. Delfine zeigen auch eine fortgeschrittene Intelligenz und Bewusstsein. Hierzu gibt es auch Anmerkungen in antiken Werken wie den Veden, die zum Beispiel sagen, dass Delfine einst vom Menschen domestiziert wurden. Der Kontakt der Tiere mit den Menschen lässt sie gewisse menschliche Charakteristika annehmen und hilft ihnen, Selbstbewusstsein zu entwickeln.

So können etwa Schimpansen oder Delfine lernen, ihr eigenes Spiegelbild zu sehen. Hunde können sich nicht selber erkennen, da ihre Beziehung zur Welt nicht optisch, sondern über Gerüche aufgebaut wird.
Elefanten haben ein Empfinden für Sterblichkeit, nicht nur in Bezug auf sich selbst, sondern auch auf andere. Treffen sie auf einen toten Elefanten aus ihrer Gruppe, dann untersuchen sie ihn mit ihrem Rüssel und versuchen ihn zu identifizieren. Sie sind vom Anblick sehr berührt und verlassen erst nach längerer Zeit den toten Artgenossen.

Emotionales und mentales Bewusstsein

Tiere, Seele

Entsprechend den traditionellen Lehren des Ostens ist das Bewusstsein der Tiere hauptsächlich emotional, während das des Menschen hauptsächlich mental ist. Das heißt aber nicht, dass Tiere nicht fähig wären zu Gedanken, Vorstellungen oder anderen mentalen Charakteristika. Zum Beispiel sind die meisten Tiere nicht fähig zu zählen. Die Intelligentesten schaffen ein Verständnis der Zahl Vier. Raben können allerdings bis sieben zählen.

Termiten leben, wie Ameisen und Bienen, in hoch organisierten Gesellschaften, bauen Gewölbe und können ihre Bauten an ihre Umwelt anpassen. Sie müssen daher in ihrem Bewusstsein über einen gemeinsamen Plan ihres Baues, den sie gerade ausführen, verfügen. Dies sind aber keine individuellen Fähigkeiten, denn sie entfalten sich nur im Kollektiv.
Aufgrund der emotionalen Natur der tierischen Seele haben Tiere psychische Fähigkeiten, die wir Menschen durch die mentale Entwicklung verloren haben.

Es gibt viele faszinierende Beispiele für solche Fähigkeiten von Tieren, wie zum Beispiel das Vorhersagen von Erdbeben, den Heimatinstinkt von Vögeln oder die Fähigkeit von Haustieren, sich in den Geist ihrer Besitzer einzuklinken, denn sie wissen, wenn jene ihr Büro verlassen, um nach Hause zu kommen. Rupert Sheldrake beschreibt die Geschichte eines Hundes in Amerika, welcher im Urlaub verloren ging und den über 3.000 km langen Weg nach Hause fand.

Da Tiere sich hauptsächlich in der emotionalen Ebene befinden, ist es eigentlich nur logisch, dass Tiere Gefühle haben. Natürlich sind ihre Gefühle mehr oder weniger verfeinert, je nach ihrem Entwicklungsgrad. Es gibt eine enorme Bandbreite der Entwicklung des Lebens im Tierreich.

Ein Wurm ist weniger entwickelt als zum Beispiel eine Kobra. Ein Delfin oder ein Hund hat bereits einige menschliche Qualitäten. Menschen, die mit Delfinen zusammen geschwommen sind, berichten von ihrem Gefühl, sich wunderbar gegenseitig verstanden und akzeptiert zu haben. Hundebesitzer beschreiben, wie sie von ihren Tieren getröstet werden, wenn sie traurig sind, sodass es eindeutig wird, dass Tiere nicht nur Gefühle haben, sondern sie auch verstehen und mit Gefühlen kommunizieren.

In Experimenten mit Tieren

behandeln wir diese, als hätten sie keinerlei Gefühle. Die gesamte Idee von Tierexperimenten, Vivisektion, Tierfabriken und anderen modernen Verirrungen geht zurück auf die Ideen von René Descartes im 17. Jh., mit seiner berühmten Formulierung: „Ich denke, also bin ich!“

Tiere, Seele

Während Franz von Assisi wohl der größte Freund der Tiere war, so gilt René Descartes als deren größter Feind. Er glaubte, dass die Tiere keine Seelen haben und, da Denken und Fühlen in seiner Sicht Teile der Seele sind, könnten Tiere auch keine Schmerzen fühlen.

Wenn auch Descartes Meinung teilweise aus der christlichen Theologie hervorgeht, so ist es doch eine Vereinfachung der wesentlich umfassenderen Ideen der griechischen Philosophie: Platon zum Beispiel sprach von zahlreichen Ausdrucksformen der Seele, einer pflanzlichen, tierischen und rationalen Seele. Die Alchemisten glaubten auch an eine mineralische Seele. Aber das Christentum vereinfachte dies und beschränkte sich auf die menschliche Seele. Ein theologischer Irrtum mit tragischen Konsequenzen.

Weiters formulierte Descartes die These, dass Tiere mehr oder weniger wie Maschinen seien, mechanische Roboter, wie er sie nannte. Im 18. Jh. waren schreckliche Experimente gang und gäbe, in welchen „Wissenschafter“ Tieren mit scharfen Gegenständen überall in den Körper stachen und kalt erklärten, dass die Schmerzensschreie reine Reflexe seien.

Wenn alle Lebewesen eine Seele haben,

ergibt sich daraus, dass die ganze Natur mit Respekt und Höflichkeit behandelt werden sollte. Die Weltseele manifestiert sich in verschiedenen Stufen von Wesen, um bestimmte Qualitäten zu entwickeln. Ein Stein zum Beispiel hat eine Seele, welche im Moment auf einen relativ statischen Körper beschränkt ist.

Es geht hier also darum, das Potenzial, das in jedem Wesen steckt, sehen zu lernen, und auch die Schönheit der Seele in ihrem derzeitigen Ausdruck: die Härte und Brillanz eines Minerals, die Reinheit und Energie von Pflanzen, die Fähigkeit und Würde eines Tieres, der Einfallsreichtum der Menschen.

Tiere, Seele

… Alle diese Qualitäten sind Ausdrucksformen der Seele, vom kleinsten Partikel bis hin zur größten Galaxie.
Die Tiere sind in diesem Sinne wie unsere jüngeren Brüder und Schwestern auf dem Evolutionsweg. Sie verdienen daher denselben Respekt wie alle Wesen – die Menschen mit eingeschlossen. Das Problem ist, dass wir diesen Respekt nicht einmal anderen Menschen entgegenbringen und auch nicht unserer Umwelt. Diese Haltung geht einher mit einer zunehmenden „Entseelung“ der Welt, welche seit mehreren Jahrhunderten stattfindet.

Der erste Schritt, um diesen notwendigen Respekt wieder zurückzuerobern, ist zu verstehen, dass die ganze Welt ein Ausdruck von Seele ist, heilig und achtenswert.

(aus dem Englischen übersetzt und gekürzt von Barbara Fripertinger)

 

4 Antworten

  1. Fremder sagt:

    Schöner Text, aber ich frage mich, wieso es im buddhismus oft so üblich ist, zu glauben
    das der Mensch als Tier wiedergebohren werden kann?

    • Melanie sagt:

      Hallo Fremder,

      so wie ich die ursprünglichen Lehren des Buddhismus kennen gelernt habe, ist es nicht der Fall, dass der Mensch als Tier wiedergeboren wird, weil er über diese Entwicklungsstufe bereits hinaus ist. So ist es oft mit Lehren…sie werden erweitert, verfremdet etc. Das macht es für uns noch schwieriger zu erkennen, was wahr und was Täuschung ist.

      Viele Grüße

  2. Lukas sagt:

    Hallo,

    Tiere müssen keine Seele haben. Auch wenn sie so aussehen als würden sie Leid oder Angst empfinden muss das nicht so sein. Tiere können sowas wie Menschen sein die man in Träumen trifft. Die sind ja auch nicht echt.
    Ich gehe davon aus das man theoretisch unechte Wesen erschaffen könnte die schlauer als die Menschen sind die dann den Menschen helfen.

    MfG

    Lukas

  3. Alfred sagt:

    Tiere haben eine Seele.
    Aber beweisen kann man das leider nicht.

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