Fehler machen – aber richtig!

Fehler machen – aber richtig!

Fehler

Verzeihen

Zu einer Kultur des Fehlermachens gehört auf der anderen Seite das Verzeihen. Ich muss anderen – aber auch mir – die Unvollkommenheit verzeihen können, damit Schritte auf dem Weg der Vervollkommnung gemacht werden können. Dies geschieht am besten durch Verständnis – schließlich sind wir alle gemeinsam unterwegs und bemühen uns so gut wir können.

Schon Buddha hatte gesagt, dass es das Böse an sich gar nicht gibt, sondern nur die Unwissenheit. Wie befreiend ist es da, alles, was wir anderen so mühsam „nachgetragen“ haben, alle Kränkungen und Verletzungen, loszulassen!

Wie leicht und schön kann das Leben sein, wenn wir nichts „persönlich“ nehmen. Wenn jemand etwas an uns auszusetzen hat, dann ist es ja in erster Linie sein Problem und nicht unseres. Falls wir ihm aber zustimmen und die Kritik als gerechtfertigt empfinden, warum nicht einfach das eigene Verhalten, die eigenen Sichtweisen ändern, ohne deswegen eine persönliche Kränkung zu empfinden?

Wer ehrlich am eigenen Fortschritt interessiert ist, der wird sich über jede Korrektur freuen, weil diese ihn wieder einen Schritt weiterbringt. So können wir gerade von den „schwierigen“ Menschen, die uns auf unsere Schwächen hinweisen, am meisten lernen.

Buddha, Fehler

Muss ich perfekt sein?

Ein weit verbreitetes Übel der heutigen Zeit ist der so genannte Perfektionismus. Durch die Technisierung aller Lebensbereiche wird auch der Mensch aufgefordert, mit den Maschinen zu wetteifern, fehlerlos zu „funktionieren“, möglichst wenig eigene kreative Potentiale einzubringen, sondern nach vorgegebenem Schema „am Fließband“ zu arbeiten.

Das sind die Forderungen, die in vielen Bereichen der Gesellschaft an uns gestellt werden. Es wird uns suggeriert, dass wir nur dann gute Mitglieder der Gesellschaft sind, wenn wir alles perfekt, also so, wie andere es von uns erwarten, machen. Nur dann werden wir anerkannt, als vollwertig genommen. Diese teilweise völlig überzogenen Forderungen einer brutalen Wirtschaftsmaschinerie bleiben jedoch nicht auf den Arbeitsplatz beschränkt, sondern infiltrieren alle Bereiche.

Die großen Tugenden machen einen Menschen bewundernswert, die kleinen Fehler machen ihn liebenswert. (Pearl S. Buck)

Es ist bereits so weit gekommen, dass wir gar keine Forderungen von Außen mehr benötigen, wir haben das System der rücksichtslosen Beurteilung anhand äußerer Erfolgskriterien bereits in unserem Inneren installiert. Auch wir selbst wollen uns keine Fehler mehr verzeihen, halten uns diese tage- und wochenlang vor. Es ist beinahe so, als ob es in uns einen inneren Richter gäbe, der jede unserer Handlungen sofort verurteilt und aufs Schärfste kritisiert, wenn sie dem Standard des „Perfekten“ nicht entsprechen.

Auf der anderen Seite gibt es das innere „Opfer“, das den Schuldspruch mit hängendem Kopf entgegen nimmt und sich wegen einer Lappalie nun tagelang schlecht fühlt. Es ist so, als ob die innere Stimme uns sagen würde:

„Sei nie zufrieden mit dir und deiner Leistung. Überlege dir permanent, was du vergessen oder übersehen haben könntest, was deine Arbeit noch perfekter machen würde. Eifre stets der idealen Figur, Fitness und Ernährung nach. Strebe das perfekte Zuhause, die perfekte Familie und das perfekte Aussehen an.“

Daraus ergibt sich eine Vielzahl von „Perfektionstypen“:

  • Die scheinbar schon Perfekten. Diese geben sich so, als würden sie niemals auch nur den kleinsten Fehler machen können, oft schauen sie verächtlich auf ihre „fehlerhaften“ Mitmenschen herab.
  • Die völlig Unperfekten. Diese stehen au der anderen Seite der Perfektionsskala. Sie sehen sich klein und minderwertig, trauen sich selbst nichts zu und halten sich einer Zuwendung durch andere für unwürdig. Diese Einstellung entspringt völlig überzogenen Forderungen an sich selbst, die niemals erreicht werden können – ein Teufelskreis.
  • Die Leistungsperfektionisten. Sie definieren sich durch den „Output“ den sie jeden Tag erbringen. Durch ein ständiges Vergleichen mit anderen entsteht ein starkes Konkurrenzdenken.
  • Die Körperperfektionisten. Für sie ist ihre Erscheinung, wie sie auf andere wirken der Hauptfaktor, sei es der eigene Körper, der bis ins hohe Alter völlig faltenfrei oder die Kleidung, die bis ins letzte Detail „durchgestylt“ sein muss.
  • Die Kontrollperfektionisten. Sie tyrannisieren ihre gesamte Umgebung mit ihrer Kontrollsucht und wollen niemand anderem ein selbstständige Handeln zugestehen, es könnte ja ein Fehler passieren.
  • Die Kritikperfektionisten. Sie wissen stets, wo jemand anderer einen Fehler gemacht hat, finden überall das Haar in der Suppe und nörgeln ständig nur, ohne jedoch selbst konstruktive Verbesserungsvorschläge parat zu haben. Alle diese Haltungen entspringen einem Minderwertigkeitsgefühl. Solche Menschen glauben in Wirklichkeit, sie sind es nicht wert, angesehen und geliebt zu werden. Sie lassen sich von anderen mit Füßen treten, weil sie sich selbst auch nicht besser behandeln.

Ein Mensch würde nie dazu kommen, etwas zu tun, wenn er stets warten würde, bis er es so gut kann, dass niemand mehr einen Fehler entdecken könnte. (John Henry Newman)

 

Eine Antwort

  1. […] Genau das macht uns stolz und glücklich, wenn wir etwas selbst schaffen, uns selbst überwinden, über uns hinauswachsen. Wenn wir mit unseren Händen etwas bauen, wenn wir singen oder auf unserem Instrument musizieren. Es wird nicht perfekt sein, aber es stärkt unser Selbst. […]

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