Und Gott sprach: Es werde Newton

Und Gott sprach: Es werde Newton

Newton

Man mag es glauben oder nicht: Newton investierte weit mehr Zeit seines Lebens darin, den legendären Stein der Weisen zu finden und die Bibel richtig zu verstehen als in Physik. Sein, die moderne Physik begründendes Hauptwerk, zu dem der Physik-Nobelpreisträger Steven Weinberg anmerkte: „Was in der Physik seit 1687 erreicht wurde, bleibt im Grunde nur eine Randbemerkung zu den ,Principia‘ “. Dies schloss Newton erst auf Bitten Edmond Halleys ab, ihm die Bewegung von Himmelskörpern endlich zu erklären.
Newtons Theorie der Gravitation, seine drei Bewegungsaxiome und eine komplette Neudefinition der Grundbegriffe der Naturphilosophie wie „Kraft“, „Impuls“, „Masse“, „Trägheit“, „Raum“, „Zeit“ waren seine umfassende Antwort darauf. Doch Newton tat dies abrupt, da Halley ihn mitten in alchemistischen Forschungen störte.

Newton und die Alchemie

Doch wonach suchte Newton hier so energisch? Alchemie, Physik und Bibelforschung waren für
ihn kein Widerspruch, sondern der Versuch, Gott in all seinen Ausdrucksformen zu begreifen. In der
Bibel offenbare sich Gott in verschlüsselter Form, doch müsse man den Text erst von den Irrlehren der
Kirche befreien. Zwar würden die Planetenbahnen seinem universellen Gesetz der Gravitation folgen, doch könnten weder subatomare Kräfte noch Planetensysteme ohne die ordnende Kraft Gottes verstanden werden.
Die Beschäftigung mit Alchemie war für Newton zugleich spirituelle Praxis und Erforschung Gottes.
Doch sei das Ergründen dieser nur wenigen vorbehalten, da sie mit der Verpflichtung zu innerer Reinheit und einer strengen Lebensweise einhergehe. Bis zu seinem Lebensende versuchte Newton, Bibeltexte chronologisch zu ordnen und daraus Aussagen über die Zukunft der Menschheit abzuleiten. Das letzte Werk, an dem er arbeitete, zielte genau darauf ab und trug den Titel „The Chronology of Ancient Kingdoms“.

Literaturhinweis

WESTFALL, Richard: 1996. Isaac Newton. Eine Biographie. Heidelberg, Berlin, Oxford: Spektrum Akademischer Verlag, 408.

FREISTETTER, Florian: 2017. Newton. Wie ein Arschloch das Universum neu erfand. München: Hanser, 205.

SCHNEIDER, Ivo: 1988. Isaac Newton. München: C.H. Beck (Beck’sche Reihe Große Denker), 194


Dieser Artikel wurde in der Ausgabe Nr. 154 des Magazins Abenteuer Philosophie veröffentlicht.