Werner Heisenberg – so revolutioniert die Quantenphysik unser Weltbild

Werner Heisenberg – so revolutioniert die Quantenphysik unser Weltbild

Quantenphysik

Der Beobachter ist Teil der Wirklichkeit

Gemeinsam mit Niels Bohr, Max Born und anderen Physikern entwickelt Heisenberg die Kopenhagener Deutung der Quantenmechanik, die zur Standardinterpretation wird. Die Wirklichkeit ist demnach keine objektive beobachtbare Wirklichkeit – vielmehr sind wir als Beobachter immer Teil der beobachteten Wirklichkeit. Die Bahnen der Elektronen entstehen also erst dadurch, dass wir sie beobachten.

Atome sind keine Einzeldinge. Bedeutung gewinnt ein einzelnes Teilchen immer nur in Verbindung mit dem Ganzen. Wenn man beschreiben will, was ein Elementarteilchen eigentlich ist, versagt daher auch unsere Sprache. Unsere Sprache fragt immer nach dem „Was ist es?“ und dann danach, wie sich dieses „Was“ bewegt. Auf der Ebene der Elementarteilchen sind die Prozesse aber relevanter als die Dinge. Für die neue Sprache ist daher die Beziehung oder Art der Verbindung wichtiger als Dinge.

Verbundenheit statt Einzelkämpfertum

Normalerweise widerspricht das der Art, wie wir im Alltag die Realität erleben. Ein Stein ist ein Stein – unabhängig von uns. In ähnlicher Weise betrachten sich in der modernen westlichen Welt viele als Wesen, die getrennt von anderen existieren – als Einzelwesen.

Die Philosophie des Buddhismus betrachtet diese Einstellung als Illusion und spricht von der „Leerheit“ der Einzeldinge. Diese haben kein Sein oder keine Substanz in der Form, wie sie sich unseren Sinnen präsentieren. Es geht darum, die Bedingtheit der Dinge zu erkennen, wie alles von allem abhängt, wie alles mit allem verbunden ist. Heisenberg beschreibt dieses Verständnis in seinem Buch Der Teil und das Ganze. Die „Stimme der Stille“, eine von H.P. Blavatsky in den Westen gebrachte tibetische Schrift rät daher, den Irrwahn des Getrenntseins zu überwinden. Wir Menschen sind wie die Blätter eines Baumes: wenn wir das verstehen, hören wir auf, andere zu schädigen, zu bekämpfen oder auszubeuten.

Hier gleichen sich die Botschaft Werner Heisenbergs, des Dalai Lama sowie vieler anderer Querdenker aus dem Bereich der neuen Wissenschaft und der neuen Spiritualität. Die Krise unserer Welt ist eine Krise des westlichen Materialismus und des Individualismus. Seit Descartes fühlen wir uns abgesondert von der Natur und von den anderen Menschen. Descartes hat allen Lebewesen außer dem Menschen die Seele abgesprochen – und ebenso der Natur, die zur toten Materie degradiert wurde. Seit der Quantenphysik haben wir auch eine naturwissenschaftliche Bestätigung, dass Descartes falsch lag. Die Lösung unserer ökologischen und menschlichen Probleme beginnt damit, die Tugend der Verbundenheit, das Mitgefühl, wieder zu aktivieren und die Seele aller Wesen und Dinge wieder zu erleben.

Quantenphysik

Der Klang der Silbersaite

Heisenberg war ein spiritueller Mensch, nicht im Sinne einer Konfession. Er war davon überzeugt, dass jeder Mensch mit dem Einen, dem Göttlichen oder der zentralen Ordnung in Kontakt treten kann so wie mit der Seele eines anderen Menschen. Unter Seele verstand er dabei die zentrale Ordnung, die Mitte jedes Menschen, auch wenn dieser nach außen vielfältig oder widersprüchlich sein mag.

Seine glücklichsten Momente waren jene, wo er sich dieser zentralen Ordnung eingefügt und nahe fühlte. Der Kompass bzw. unsere Werte sollten sich danach richten, im Sinne des Göttlichen zu handeln. Eine Teilordnung, die sich nicht in Harmonie mit dieser zentralen Ordnung befindet, schafft Chaos, Verwirrung und Leid.

Angesichts der globalen ökologischen und politischen Krise, die eine Folge des mechanistischen Weltbildes ist, klingt ein philosophischer Text Heisenbergs aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges wie für heute geschrieben:

Die Zeit in der wir leben bedroht mit ihrer Unruhe und ihrem Unglück die Werte, die uns bisher gesichert schienen. Es kommt jetzt darauf an, dass die wenigen, für die die Welt noch leuchtet, zusammenhalten und sich über die anderen hinweg erkennen … Auch das lauteste Getöse großer Ideale darf uns nicht verwirren und nicht hindern, den einen leisen Ton zu hören, auf den alles ankommt. In der Musik sind oft nicht die Stellen am Lautesten an denen das volle Orchester den ganzen Raum mit Tönen füllt, sondern die Takte, in denen eine einzelne Geige ganz leise eine Melodie singt. Deshalb müssen sich jetzt die verbünden, die noch die Weiße Rose kennen oder die den Klang der Silbersaite vernehmen können.

Werner Heisenberg war davon überzeugt, dass die philosophischen Konsequenzen der Quantenphysik wichtiger sind als die technischen. Für ihn warf diese auch ein neues Licht auf die Beziehung zwischen Naturwissenschaft und Religion, zwischen Geist und Materie.

Dank Heisenbergs Arbeit können wir Menschen uns heute als spirituelle und materielle Wesen wiedererkennen und beginnen, diese beiden Aspekte in uns in Einklang bringen. Nur so können wir einen Einklang mit den anderen Menschen und der Natur herstellen, uns als Einzelne wieder mit dem Ganzen verbinden.

 

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