Aktives Erwachen

Aktives Erwachen

Für viele Menschen ist der Morgen ein besonderer Zeitpunkt des Tages, manchmal auch ein besonders schwieriger. Drei effektive Übungen (nicht nur) für Morgenmuffel.

Meist hat man nicht viel Zeit. Schlaf ist kostbar und die Termine warten. Dabei legt ein guter Start in den Tag eine gesunde Basis für alles, was kommt. Es bietet sich an, sich Zeit zu nehmen, um den Tag möglichst ohne Stress und bewusst zu beginnen. Bei einem gehetzten Start hat man oft den ganzen Tag das Gefühl hinterherzuhinken. Und das fühlt sich nicht gut an und ist nicht produktiv…
Es gibt ein paar Tricks, um den Tag möglichst gut zu beginnen. Dazu gehören Bewegung, Dehnung sowie eine gute Zentrierung und Erdung.

Alles, was man braucht, sind guter Wille und ein paar Minuten Zeit.

BEWEGUNG UND DEHNUNG:

Erwachen-Dehnung

Stelle dich etwas breitbeinig hin, beginne dich zu räkeln und zu strecken. Alles, was dir an Bewegungen dazu einfällt, ist gut. Atme ruhig aus und ein, nie die Luft anhalten. Hebe die Arme über den Kopf, neige dich zur rechten Seite und ziehe den linken Arm nach rechts, dann den rechten nach links, wiederhole diese Bewegungen einige Male. Verschränke die Hände hinter dem Körper und ziehe die gestreckten Arme weg von dir. Spüre, wie dein Brustkorb weit wird. Atme bewusst einige Male in diese Dehnung hinein. Durch die Nase ein und den Mund aus.


Strecke die Arme nach oben, bringe sie dann seitlich an den Körper und beuge dich Wirbel für Wirbel nach vorne, beginnend beim Kopf. Lass den Oberkörper hängen, beuge nun ein paar Mal abwechselnd das rechte und das linke Knie und spüre die Dehnung an der rechten und linken Beinrückseite. Bewege den ganzen Körper dabei mit. Beuge anschließend beide Knie und komme Wirbel für Wirbel wieder hoch, ganz zuletzt hebe auch den Kopf.
Verankere deine Beine gut und beginne vom Oberkörper aus, dich rhythmisch nach rechts und links zu drehen. Die Arme fliegen wie von selbst mit.


Wichtig: Keine dieser Übungen soll Schmerz verursachen, ein Gefühl von Dehnung ist erlaubt und erwünscht. Beginne lieber leicht und klein und steigere dich langsam. Wir alle haben unsere Grenzen, die es zu respektieren gilt.

ZENTRIERUNG: DER BAUM FÜR DIESEN TAG

Yoga-Baum

Stehe etwas breiter und richte dich gut auf. Die Knie sind ganz leicht gebeugt, die Wirbelsäule aufrecht, die Schultern entspannt, der Kopf ist gerade in Verlängerung der Wirbelsäule. Die Augen sind auf den Horizont gerichtet. Nun stelle dir vor, dass bei jedem Einatmen von den Fußsohlen Wurzeln in den Boden wachsen. Sie verzweigen sich und reichen tief in die Erde hinein. Atme bewusst in dein Becken hinein.


Wandere mit deiner Aufmerksamkeit zum Herzen. Stelle dir vor, dass der Brustkorb an dieser Stelle weit wird und dein Herz offen ist für alles, was dieser Tag bringen wird. Dein Körper ist ein stabiler Stamm. Gehe mit den Gedanken an deinen Kopf, an die oberste Stelle deines Scheitels. Von dort wachsen Äste, verbinden dich mit oben, dem Himmel.
Diese Übung eignet sich auch gut vor schwierigen Situationen, schnell und vielleicht nur in Gedanken gemacht.

ATMUNG:

Meditation

Wenn du noch Zeit hast, kannst du eine kleine Atem-Meditation anschließen.
Setze dich dazu aufrecht und ohne dich anzulehnen hin, schließe die Augen und lege deine Hände auf den Unterbauch. Nun versuche, die Atmung in den Bauch zu lenken, wobei die Hände die Bewegung spüren. Beobachte nur, verändere weder deine Atemtiefe noch den Rhythmus. Versuche nun, die Atemzüge zu zählen, ohne die Konzentration zu verlieren. Wenn du die Konzentration verlierst, beginne einfach wieder von vorne.
Zum Schluss bedanke dich bei dir selbst für diese Zeit, die du dir genommen hast.

Wer versucht, diese oder ähnlichen Übungen in den morgendlichen Ablauf zu integrieren, wird bald feststellen, dass dieser bewusste Beginn des neuen Tages eine gute Basis ist für alles, was dieser Tag bringt. Natürlich sind auch andere Übungen geeignet wie zum Beispiel der Sonnengruß aus dem Yoga.
All diese Übungen haben auch Einfluss auf unseren Stoffwechsel und unsere Verdauung. Die Bewegungen und Dehnungen beseitigen Verspannungen, erhöhen die Beweglichkeit und Flexibilität – und das nicht nur auf körperlicher Ebene.

Unser Körper ist der Spiegel unserer Seele und die Seele braucht den Körper, um sich auszudrücken. Wir werden aufmerksamer und wacher, wir werden tatkräftiger und mutiger.
Die Beschäftigung mit dem Körper und der Atmung bringt uns ins Hier und Jetzt. Das Leben ist ein Abenteuer. Packen wir es an!

ELISABETH KOBER
Als Physiotherapeutin, Osteopathin und Yogalehrerin ist es mir ein großes Anliegen, bewusst und aufmerksam mit dem eigenen Körper zu sein. Das ist eine gute Voraussetzung für mehr Flexibilität im Geist.

Dieser Artikel wurde in der Ausgabe Nr. 165 des Magazins Abenteuer Philosophie veröffentlicht.