Die vier Schlüssel der Wirkungskraft

Die vier Schlüssel der Wirkungskraft

Wirkungskraft

DIE TUGEND DER GEFÜHLSEBENE: VERANTWORTUNGSGEFÜHL

Verantwortungsgefühl ist, wie der Name schon sagt, ein Gefühl und als solches in der Lage, uns zum Handeln zu bringen. In anderen Worten: in Bewegung zu setzen (Emotion von lat. movere für bewegen).
Wenn wir nur denken, dass wir verantwortlich sind, werden wir herzlich wenig unternehmen, um dieser Verantwortung gerecht zu werden. Erst das Gefühl führt dazu, dass wir unseren Plichten nachkommen. Und mehr noch: Weil das Verantwortungsgefühl daraus entsteht, dass wir eine Verantwortung wirklich übernommen haben, also gleichsam uns „zu Herzen“ genommen haben, erfüllen wir die entsprechenden Pflichten auch mit Freude.
Jeder kennt wohl den Unterschied: entweder eine Arbeit zu verrichten, bei der man das Gefühl hat, sich überhaupt nicht damit zu identifizieren, oder eine Arbeit zu verrichten, die aus einem selbst herausströmt, einen innerlich erfüllt und dazu einlädt, sein „Herzblut“ hineinzugeben. Das ist auch der Grund, warum die Erfüllung einer aufgesetzten Verpflichtung uns im besten Falle ein „gutes Gewissen“ bereitet. Während die Erfüllung einer Pflicht aus authentischem Verantwortungsgefühl heraus zu wirklicher Zufriedenheit führt.
Dieses Gefühl gilt es also zu kultivieren, indem wir bei übernommener Verantwortung ehrlich hinschauen und uns fragen: Können bzw. wollen wir diese Verantwortung wirklich übernehmen? Empfinden wir es als unsere Pflicht, die dem Ruf des Herzens folgt? Oder folgen wir bloß dem Wunsch nach Anerkennung, der Sehnsucht, geliebt zukann werden – und anderen äußeren Motiven, die uns abhängig machen von unserem Umfeld und uns der wirklichen Freiheit der Seele berauben?

Wirkungskraft: Verantwortung

DIE TUGEND DER VERSTANDESEBENE: ÜBERZEUGUNG

Genauso wie Unordnung uns auf materieller Ebene schwächt und unsere Wirkungskraft mindert, so gibt es auf Ebene des Verstandes den Zweifel. Nicht verstanden als das Hinterfragen auf der Suche nach der Wahrheit, sondern als ein gedankliches „Sich-nicht-festlegen-Wollen“, das unserem Denken jegliches Fundament nimmt.
Genau dieses Fundament wird nämlich von unseren Überzeugungen gebildet. Ideen, die uns Halt geben, auf die wir uns verlassen und auf denen wir ganze „Gedankengebäude“ aufbauen. Jeder Mensch baut sich solche Gebäude, doch sind sie nicht immer solide, – weil es oft an Überzeugungen mangelt.
Besonders in einer Zeit der Fake News, die dem Menschen, der die Welt um sich herum verstehen möchte und dabei wiederholt enttäuscht wird, einen beinahe unstillbaren Zweifel eingepflanzt haben, spielen diese heilsamen Überzeugungen eine wichtige Rolle. Denn ihre Wirkung beschränkt sich nicht auf unsere Verstandesebene. Sie wirken auf allen Ebenen unserer Persönlichkeit und in allen Lebensbereichen. Auf Basis unserer Überzeugungen treffen wir unsere Entscheidungen und setzen dementsprechend unsere Handlungen.
Im Gegensatz zum reinen Medienkonsum, der im Informationszeitalter als wichtigste Quelle der Ideen propagiert wird, gelangen wir zu Überzeugungen durch zwei wichtige Schritte, die von uns abhängen. Durch Reflexion – also ein tiefgreifendes Nachdenken über aufgenommene Ideen – und Anwendung. Theorie und Praxis sind seit jeher die zwei Seiten der Medaille der wirklichen Erkenntnis. Sie führen uns zu Überzeugungen, die auch die entsprechende Qualität besitzen, um die Basis für unser Weltbild zu sein.

Wirkungskraft: Überzeugung

Dieses Weltbild wiederum stellt die Basis für unser gesamtes Leben dar – im Individuellen wie auch im Kollektiven. Wie die vier Eckpfeiler eines Hauses, so geben diese vier Tugenden unserer Persönlichkeit die notwendige Tragfähigkeit, um als wirkkräftiges Werk- und Fahrzeug zu dienen. Es ist kein Hexenwerk, an seinem eigenen „inneren Gebäude“ zu arbeiten . Damit öffnen wir den Weg zu einem nachhaltigen Glück für uns und für die Menschen um uns herum. Dies ist vielmehr der Kern der philosophischen Lebenskunst, die jedem Menschen offensteht.
Und so verwandelt sich mit der Zeit unsere Persönlichkeit von einem trüben und dunklen Glas in einen makellosen Kristall. Durch diesen kann das Licht des Geistes ungehindert in die Welt strahlen.

Dieser Artikel wurde in der Ausgabe Nr. 172 des Magazins Abenteuer Philosophie veröffentlicht.