Es war einmal das Wort

Es war einmal das Wort

Grimm Märchen

DER GRIMM

Jacob und Wilhelm Grimm begannen 1838 mit der Arbeit am Deutschen Wörterbuch, das heute nur noch „Der Grimm“ genannt wird. In diesem Standardwerk wollten die Brüder alle deutschen Wörter, die in der Schriftsprache verwendet werden, als eine „Naturgeschichte der einzelnen Wörter“ sammeln. Die Brüder erhielten Unterstützung von mehr als 80 Mitarbeitern, die über 600.000 Belege beschafften. An diesem Monumentalwerk arbeiteten sie über 20 Jahre. Sie kamen bis zum Buchstaben F, der Begriff „Frucht“ war der letzte Eintrag von Jacob, ehe er 1863 verstarb. Über 120 Germanisten haben daran weitergearbeitet, und 123 Jahre später, d.h. 1961, wurde das Werk mit dem 32. Band abgeschlossen. Es ist mit 350.000 Stichworten das größte deutsche Wörterbuch und wiegt 84 kg.


So beschreibt der Germanist Ludwig Denecke „den Grimm“: „Das Grimm’sche Wörterbuch sollte dagegen den Baum der Sprache gleichsam mit allen seinen Jahresringen sichtbar machen und das Gewachsene doch wieder als Ganzes zeigen und bewusst machen.“
Die Brüder Grimm wollten in dieser „Naturgeschichte der einzelnen Wörter“ nicht die Bedeutungen der Wörter erklären, sondern anhand von Textbeispielen die historische Entwicklung der Wörter aufzeigen. Sie untersuchten die Herkunft, die ursprüngliche Bedeutung und die aktuelle Verwendung der Wörter. Das Anliegen der Brüder war, den ursprünglichen Gebrauch der Wörter ausfindig zu machen. Dadurch wollten sie die Wurzeln des Deutschen wieder sichtbar machen und ihrem Volk eine Identität ermöglichen.

„Unsere Sprache ist unsere Geschichte“.

BIOGRAFISCHES

Jacob Ludwig Karl wurde als ältester Sohn einer hessischen Beamten und Pastorenfamilie 1785 in Hanau geboren, sein jüngerer Bruder Wilhelm Karl erblickte ein Jahr später das Licht der Welt. Während ihrer Studienzeit in Marburg wurden sie in die Künstler- und Wissenschaftler-Gruppe der „Heidelberger Romantiker“ aufgenommen, zu denen u. a. Clemens und Bettine Brentano sowie Achim von Arnim zählten. Sie begannen, Märchen und altdeutsche Sagen zu sammeln, die in den Werken „Kinder- und Hausmärchen“, „Altdänische Heldenlieder, Balladen und Märchen“ und „Die Lieder der alten Edda“ erhalten geblieben sind.
Aus ihrer langjährigen Zeit als Bibliothekare in Kassel stammen ihre Werke wie der erste Band der „Deutschen Grammatik“, „Über deutsche Runen“ und „Die deutsche Heldensage“. 1838 begann ihre Arbeit am Deutschen Wörterbuch, an dem sie bis zu ihrem Lebensende arbeiteten.
Politisch aktiv waren die Brüder 1837 während ihres Protests der „Göttinger Sieben“ (Professoren) gegen die Aufhebung der Verfassung, auf die sie einen Eid abgelegt hatten. Sie wurden zu nationalen Helden des deutschen Vormärz und hatten Einfluss auf die geschichtliche Entwicklung und den Ausbruch der Revolution 1848.
Jacob gehörte bei der Frankfurter Nationalversammlung 1848 in der Paulskirche zu den Abgeordneten neben Turnvater Jahn und dem Schriftsteller Ludwig Uhland, die als die „geistige Elite Deutschland“ angesehen wurden. 1840 erhielten Jacob und Wilhelm ihre Berufung nach Berlin. Dort blieben sie bis zu ihrem Lebensende. Wilhelm starb 1859 im Alter von 72 Jahren, Jacob vier Jahre später 78-jährig. Beide haben bis zu ihrem Tod weiter am Deutschen Wörterbuch gearbeitet.

Bremer Stadtmusikanten

LITERATURHINWEIS:
ZEIT Geschichte 4/12: Die Brüder Grimm. 200 Jahre Grimmsche Märchen – Ein deutscher Welterfolg und seine Autoren, Die ZEIT, 2012
Christoph Wetzel: Brüder Grimm (Die Großen Klassiker). Andreas Verlag, 1983 Universität Göttingen: Ringvorlesung „Die Grimms in Wort und Tat“ https://www.youtube.com/playlist?list=PLgoiCMgV-zrc_N2snDBeXkdT41cbIbuIH

Dieser Artikel wurde in der Ausgabe Nr. 173 des Magazins Abenteuer Philosophie veröffentlicht.