Philosophisches Management mit Epikur
Steine in Form von inneren oder äußeren Herausforderungen werden uns in den Weg gelegt. Einer dieser Steine, die Angst, soll hier näher untersucht werden. Viele Probleme in Bezug auf die Führung von Mitarbeitern und auch auf die Führung von sich selbst, können mit dem Einfluss einer Angst vor bzw. in der Führung in Verbindung gebracht werden.
In meiner Arbeit als Führungskraft verwende ich häufig den Begriff der „philosophischen Führung“. Darunter verstehe ich eine Führungsform basierend auf Reflexion.
Das epikureische Konzept der Ataraxie (Seelenruhe) wird in diesem Artikel als Referenz für einen philosophischen Führungsstil herangezogen. Seelenruhe bringt eine innere Freiheit und ermöglicht dadurch eine angstfreie und damit bessere Führung.
Ataraxie
Der griechische Begriff der Ataraxie bezeichnet die Seelenruhe bzw. die Unerschütterlichkeit des Gemüts und wurde in der Philosophie zuerst von Demokrit verwendet, um das Wesen der Eudämonie (Glück bzw. Glückseligkeit) zu kennzeichnen. Epikur macht die Ataraxie zu einem Grundbegriff seiner Philosophie und meint mit ihm eine Form der zustandhaften Lust, deren Erlangung der Weise als Grundziel seines Lebens erstrebt. Nach Epikur bilden die Ruhe der Seele und die des Körpers, d.h. die Schmerzfreiheit, den Zustand der Eudämonie. Die stoische Apathie und epikureische Ataraxie stehen nahe beieinander, wie auch beide Strömungen die Figur des Weisen zum Modell persönlicher Selbstverwirklichung erheben.
Die Führungs-Angst
Angst ist ein Gefühl (oder Spannungszustand), welches immer dort auftritt, wo wir uns in Situationen befinden, denen wir nicht, noch nicht, oder nicht mehr gewachsen sind. Angst ist jedoch auch ein Gefühl, welches uns in Gefahrensituationen warnt bzw. auch anspornt. Der Begriff der Angst ist daher sehr breit und vielfältig definiert. Hier wird er folgendermaßen verwendet: Angst ist jener Zustand, welcher die innere Freiheit einschränkt.
Studien zeigen, wenn das Handeln von Führungskräften aus Angst beeinflusst wird, wirkt sich dies sehr stark auf sie selbst sowie auf ihre Mitarbeiter aus. Harding spricht von zwei wesentlichen Faktoren, die in Bezug zur Führungs-Angst sichtbar werden:
- Angst als Warnung vor Übermut und
- Angst als denk- und handlungshemmende Emotion.
Angst hat somit positive und negative Auswirkungen für die Bewältigung der beruflichen Herausforderungen. Harding differenziert zwischen der Angst vor dem Unbekannten, der Versagensangst und der Existenzangst.
Der Angst vor dem Unbekannten, d.h. nicht Herr der Lage zu sein, wird jedoch der größte Stellenwert zugewiesen. Die Betroffenen selbst bringen sie sogar mit der Angst vor dem Sterben und dem Tod in Verbindung. Somit kann klar gezeigt werden, dass sich die Führungs-Angst ab einem gewissen Niveau kontraproduktiv auswirkt.