Das wahre Glück des Augenblicks

Das wahre Glück des Augenblicks

Glück

Glücklich oder unglücklich sein – allein darum geht es. Es gibt die Ansicht, dass es wichtiger sei, statt Glück den Sinn im Leben zu finden. Tatsächlich stellt sich die Frage nach dem Sinn des Lebens aber erst dann, wenn man mit seinem Leben unzufrieden und letztlich unglücklich ist.

Man sagt, dass alle Menschen glücklich sein wollen. Diese Ansicht stimmt nicht. Glücklich sein wollen nur die Menschen, die mit ihrem Leben unzufrieden und daher nicht glücklich sind. Die glücklichen Menschen haben diese Sehnsucht selbstverständlich nicht. Da aber die unglücklichen Menschen die weit überwiegende Mehrheit bilden, entsteht der Eindruck, dass alle Menschen nach Glück streben würden.

Ich war lange Zeit mit meinem Leben nie ganz zufrieden und sehnte mich daher nach einem glücklichen Leben. Immer schien in meinem Leben etwas zu meinem Glück zu fehlen. Mal war es die Frau meines Lebens, die mich endlich glücklich machen sollte, mal war es die Erleuchtung, die einen Zustand der Glückseligkeit versprach.

Diese Sehnsucht nach einem Glücklichen Leben machte mich aber erst wirklich unglücklich. Denn wenn man unzufrieden ist und sich ein glückliches Leben in der Zukunft ausmalt, dann geht es einem im Augenblick noch schlechter. Ich verhielt mich wie ein Hungriger, der sich in seiner Fantasie die leckersten Speisen vorstellt, und der dadurch nur noch mehr unter seinem augenblicklichen Hunger leidet.

Glück an einem Ort zu suchen, an dem es gar nicht zu finden ist

Leiden

Meine Sehnsucht nach einem künftigen Glück machte mich aber auch deshalb richtig unglücklich, weil ich das Glück an einem Ort suchte, an dem es gar nicht zu finden ist. Wenn man im Augenblick unglücklich ist, dann liegt natürlich der Gedanke nahe, dass das Glück in der Zukunft liegen müsse. Das Glück kann es aber nur in der Wirklichkeit, also im jetzigen Augenblick geben und niemals in einer erträumten Zukunft.

Indem ich mich nach einem künftigen Glück sehnte, entfernte ich mich von der gegenwärtigen Realität und begab mich in einen irrealen Zukunftstraum. Wenn einem aber nicht bewusst ist, dass es das Glück nur im gegenwärtigen Moment und nicht in der Zukunft geben kann, dann sucht man weiterhin am falschen Ort. Und weil das Glück sich am falschen Ort nicht einstellen will, wird man immer verzweifelter und hoffnungsloser. Am Ende glaubt man dann sogar, dass es das Glück überhaupt nicht gibt, es sich dabei um ein Märchen handelt.

Als mir bewusst wurde, dass ich mein Glück niemals in der Zukunft finden werde, war für mich klar, dass der erste Schritt in Richtung Glück darin bestehen muss, diese Sehnsucht nach einem künftigen Glück aufzugeben und mich stattdessen der Gegenwart zuzuwenden, also dem Ort, an dem ich nur glücklich sein kann.

Als ich dieses unsinnige und frustrierende Streben nach einem künftigen Glück aufgab, war ich allein schon dadurch enorm erleichtert und entspannt.

Der nächste Schritt zum wahren Glück konnte nur darin bestehen, dass ich herausfinde, warum ich in den meisten Momenten meines Lebens unzufrieden und daher unglücklich bin. Was war der Grund für mein Leiden?

Glück als ein dauerndes Wohlbefinden?

Nun, ich stellte mir Glück als ein dauerndes Wohlbefinden vor, in dem ich nur Angenehmes erlebe. Wenn ich dann aber doch etwas Unangenehmes oder gar Schmerzen erlebte, litt ich und war unglücklich.

Nun ist es eine Tatsache, dass nicht nur Angenehmes, sondern auch Unangenehmes und natürlich auch Schmerzen zum Leben dazugehören. Wenn mir das im Grunde klar war, wieso litt ich dann trotzdem, wenn solche Ereignisse in meinem Leben auftraten? Ganz offensichtlich deshalb, weil diese Erlebnisse meiner Glücksvorstellung von einem dauernden Wohlgefühl widersprachen und ich sie daher nicht als Tatsachen anerkennen wollte.

  • Wenn ich zum Beispiel schlechter Stimmung war, dann verlangte ich, dass diese Stimmung nicht sein sollte.
  • Hatte ich Schmerzen, dann wünschte ich, dass die Schmerzen in diesem Moment weg seien.
  • Oder ich war der Meinung, dass der andere sich nicht so verhalten solle, wie er es im Augenblick tat.

Indem ich das, was im Augenblick tatsächlich passiert, nicht anerkennen wollte, verhielt ich mich aber wie jemand, der vor einer Mauer steht und unbedingt mit dem Kopf durch die Wand will, weil er der Meinung ist, dass es die Mauer nicht geben solle. Indem er dauernd gegen die Mauer anrennt, verletzt er sich jedoch nur selbst.

Glück

Es stimmte also gar nicht, dass die unangenehmen Erlebnisse oder die Schmerzen die Ursache dafür waren, dass ich litt. Ich schaffte mir selbst mein Leiden, indem ich die augenblickliche Wirklichkeit nicht anerkennen wollte und einen aussichtslosen und leidvollen Kampf gegen sie führte. Man hatte mir zum Beispiel beigebracht dass Schmerzen zu haben und zu leiden ein und dasselbe seien. Das stimmt jedoch nicht. Schmerz ist einfach nur Schmerz. Leiden tue ich erst dann, wenn ich fordere, dass der momentane Schmerz nicht existieren soll.

Mit der Forderung, dass etwas, was da ist, nicht da sein solle, verwandelte ich nicht nur Schmerzen in Leiden. Mit dieser Forderung machte ich sogar aus harmlosen Körperempfindungen körperliche Beschwerden, wenn ich die Empfindungen entweder als nicht vereinbar mit meiner Vorstellung von körperlichem Wohlbefinden betrachtete oder sie als Zeichen einer schweren Erkrankung deutete und sie auf diese Weise dramatisierte.