David Hume: der sanfte schottische Riese

David Hume gibt uns eine Anleitung zu einem guten Leben und der Kunst, in gelassener Heiterkeit zu sterben.
Fleiß, Ausdauer und guter Humor waren sein Rezept für ein gutes Leben. Dennoch blieb David Hume
(1711 – 1776, Empirist, Historiker und Philosoph) in jungen Jahren ein Getriebener. Neugier und ein unstillbarer Wissensdurst brannten in ihm, die Welt und vor allem die menschliche Natur zu ergründen. Seine Erkenntnisse wollte er früh in die Welt bringen, jedoch war sein erstes Buch „The Teatis of Human Nature“ (Traktat über die Menschliche Natur), wie er selbst formulierte, ein Flop, denn „es ist als Totgeburt aus der Druckerpresse gefallen“.
Sein äußeres Erscheinungsbild imponierte seinen Zeitgenossen mehr als seine Gedanken. Er glänzte mit besonderer Leibesfülle und physischer Größe. Was ihn aber so liebenswert machte, war sein bestechender Charakter. Seine Freunde beschrieben ihn als großzügig, humorvoll und schelmisch. Adam Smith sagte über ihn:
„Ich kannte keinen Mann, der über mehr Tugend verfügte.“
Bis zu seinem Ableben war er allseits beliebt. An seinem Sterbebett herrschte noch reger Besucherverkehr. Seine Freunde, viele Bekannte und seine Schwester konnten am Ende seines Lebens schwer von ihm Abschied nehmen. Schicksalsergeben nahm er seine Krankheit an und konnte ohne großes Gezeter die Welt verlassen. Wie war ihm das gelungen?

DER MENSCHLICHEN NATUR ENTSPRECHEND LEBEN
Er liebte die Philosophie und die Menschen. Anderes als seine französischen Kollegen des Rationalismus gab er nicht der Vernunft den Vorzug, sondern kam in seinen Beobachtungen zu dem Schluss, dass der wahre Motor unseres Handelns in den Empfindungen (Sensations) liegt. Alles wird erfasst durch die Sinneseindrücke, die unsere individuelle Lebensrealität gestalten. Diese Einsicht machte Hume zu einem wahren Skeptiker. Er empfiehlt uns zu zweifeln, wenn es keine handfesten Beweise und Fakten gibt.
„Die Vernunft ist Sklavin unserer Leidenschaften“
so sein Credo.
Seiner Ansicht nach erliegen wir einer Gedächtnistäuschung. Unsere Erinnerungen sind hervorgerufene Nachklänge (Impressions), die subjektiv gefärbt sind. Ihre Aussagekraft hat objektiv und wissenschaftlich wenig Bedeutung. Sie sind nur Wahrscheinlichkeiten, eine Hochrechnung der vergangenen Erfahrungen für zukünftige Ereignisse.
Daraus ergibt sich das sogenannte Induktionsproblem. Unsere Schlussfolgerungen aus den Erfahrungen
bilden unsere Prognosen für die Zukunft. „Wie kann die Vergangenheit die Vorgabe für die Zukunft sein?“ Es gibt demnach keine Vorstellung ohne vorherigen Eindruck. Mehr noch bildet sich dieser Eindruck auch in Bezug auf unsere Sozialkontakte. Wir brauchen andere, um unsere Erfahrungen zu bilden und diese in Folge zu teilen, im Glück oder Unglück.
DAS GLÜCK VERMEHRT SICH, WENN WIR ES TEILEN
Hume war ein Humanist aus tiefsten Herzen. Auf eine sehr praktische Art und Weise. Nach seinem Verständnis sind wir am glücklichsten, wenn auch unser Umfeld zufrieden und glücklich ist. Der Mensch ist nicht nur ein Egoist, sondern hat wirksame soziale und gemeinnützige Aspekte. Im Persönlichen bestimmen unsere Neigungen (Passions), wie wir auf Situationen reagieren. Glück oder Unglück liegen sehr nahe beieinander. Für das Gemeinwohl bestimmen das Mitgefühl und Sympathie ihren Wert für unser Glück.

Hume erklärt den Mechanismus mithilfe eines Radius. Je näher uns Menschen, Dinge oder Interessen liegen, desto stärker liegt unser Bestreben darin, dass wir die Bedürfnisse unseres Umfeldes befriedigen. Je weiter aber die Entfernung wird, desto weniger tangieren sie uns. Es gibt keine unmittelbaren Effekte auf unser persönliches Glück, also sind sie uns mehr oder weniger gleichgültig.