ALLER WESEN URSPRUNG IST NACHT

ALLER WESEN URSPRUNG IST NACHT

Galaxie

Anfang ohne Ende

In vielen Kulturen wurde die Kosmogonie periodisch wiederholt. Dabei ging man von der Vorstellung aus, dass die Welt vom Untergang bedroht wäre, würde man sie nicht regelmäßig rituell wieder erschaffen. Diese Erneuerung bestand in einer Zeremonie, deren wichtigster Bestandteil den Schöpfungsmythos nacherzählte, -spielte oder besang.
Im Unterschied zur modernen Evolutionstheorie wird er im Mythos nicht als „intelligenteres Tier” angesehen, sondern ein in der Entwicklungsstufe höheres Wesen, vor bzw. über dem sich noch höhere Intelligenzen befinden. Dem Menschen wird demnach seine Position zugewiesen, nämlich Teil des Ganzen zu sein.
Damit verbunden ergeht an ihn die Verpflichtung, sich in den Organismus Kosmos zu integrieren und seine ihm zustehende Aufgabe zu erfüllen: zu lernen, seine höheren menschlichen Potentiale zu entwickeln und damit die Gemeinsamkeiten zwischen den Menschen vor die trennenden Elemente zu stellen. Der Mythos weckt in uns die Erinnerung und lässt uns erahnen, woher wir kommen, wer wir sind und wohin wir gehen.

Literatur:
Cavendish, R. (Hrsg.): „Mythologie der Weltreligionen”, RVG, 1981
Eliade, M.: „Das Heilige und das Profane”, Suhrkamp, 1990
Eliot, A. (Hrsg.): „Mythen der Welt”, Bucher, 1976
Golowin, S., Eliade, M., Campbell, J.: „Die großen Mythen der Menschheit”, Orbis, 1998
Kirk, G.St.: „Griechische Mythen”, rororo, 1987 Tripp, E.: „Reclams Lexikon der antiken Mythologie”, Reclam, 1991

Dieser Artikel wurde in der Ausgabe Nr. 95 des Magazins Abenteuer Philosophie veröffentlicht.