Auf den Spuren Viktor Frankls

Auf den Spuren Viktor Frankls

„Jede Situation ist ein Ruf, auf den wir zu horchen, dem wir zu gehorchen haben.“

Das Leben als der große Lehrmeister stellt ständig Fragen an uns.

Es liegt am Menschen, seine für ihn und für die jeweilige Situation speziell passende Antwort zu finden. Wie kann der Mensch antworten? Indem er Verantwortung übernimmt. Verantwortung für das eigene Leben und die Gemeinschaft, in der er lebt. Indem er immer wieder die eigenen Grenzen auslotet und diese bei jeder Prüfung des Schicksals ein wenig weiter steckt. Indem er an sich und an seine Fähigkeiten glaubt und nicht zulässt, dass Grenzen zu Begrenzungen werden.
Frankl, der zeit seines Lebens ein eifriger Bergsteiger war und fast bis zum 80. Lebensjahr Schwierigkeitsstufe 3 bewältigte, wurde einmal gefragt, wie er denn, trotz seiner ausgeprägten Höhenangst, was ihn eigentlich zum Klettern bewogen habe: „Offen gesagt, die Angst davor. Muss man sich denn auch alles von sich gefallen lassen? Kann man nicht stärker sein als die Angst? Und so habe ich denn auch mich, als ich mich vor dem Klettern fürchtete, gefragt: Wer ist stärker, ich oder der Schweinehund in mir? Ich kann ihm ja auch trotzen. Es gibt doch etwas im Menschen … die Trotzmacht des Geistes gegenüber Ängsten und Schwächen der Seele.“
Mögen auch wir den Mut besitzen, unseren Ängsten zu begegnen, um jeden Tag ein wenig stärker und reiner aus den Proben des Lebens hervorzugehen – denn dazu sind sie ja schließlich da!

Mut

Viktor Frankl

Univ.-Prof. Dr. (med. et phil.) Viktor Emil Frankl wurde am 26. März 1905 unweit des Wiener Praters als
zweites von drei Kindern geboren. Als 16-Jähriger hielt er seine erste Rede über den „Sinn des Lebens“, er studierte Medizin (FA für Neurologie & Psychiatrie) sowie Philosophie und begegnete seinen „Lehrmeistern“ Sigmund Freud und Alfred Adler persönlich.
Frankl war Professor für Neurologie und Psychiatrie an der Universität Wien, außerdem erwarb er Professuren an den Universitäten Harvard, Pittsburgh, Dallas und San Diego. Darüber hinaus wurden ihm im Lauf seines Lebens in der ganzen Welt 29 Ehrendoktorate verliehen. Er begründete die Logotherapie bzw. Existenzanalyse („Dritte Wiener Schule der Psychotherapie“). Frankl schrieb 32 Bücher, wovon viele in 10-20 Sprachen übersetzt wurden, das bekannteste davon „Trotzdem ja zum Leben sagen – Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager“ (engl.: „Man’s Search for Meaning“) verkaufte sich bisher insgesamt über 9 Millionen Mal und wird von der Library of Congress in Washington offiziell zu einem der zehn einflussreichsten Bücher Amerikas gezählt.
Viktor Frankl starb am 2. September 1997 – doch hinterließ er der Welt sein unsterbliches geistiges Erbe.

Dieser Artikel wurde in der Ausgabe Nr. 109 des Magazins Abenteuer Philosophie veröffentlicht.