Mit Mutter Erde zusammenleben

3 Formen den Wandel zu gestalten
Nach Macy und Johnstone gibt es 3 Dimensionen des Großen Wandels, die gleichzeitig 3 Möglichkeiten des Engagements darstellen. Zum einen sind dies „Protestaktionen“, mit denen versucht wird, Leben, Arten oder Ökosysteme zu retten. Kampagnen, Petitionen, Boykotte, Kundgebungen und direkte Aktionen haben in diesem Bereich schon zu vielen wichtigen Siegen geführt. Da es aber nicht reicht, der Zerstörung Einhalt zu gebieten, braucht es eine weitere Dimension: „Leben erhaltende Systeme und Handlungsweisen“. Hier geht es um nachhaltige Landwirtschaft, Permakultur, Fair-Trade-Initiativen, Gemeinwohlökonomie, grünes Bauen: Diese und viele andere Maßnahmen tragen zum Patchwork einer das Leben fördernden Gesellschaft bei. Durch unsere Entscheidungen, wo und was wir einkaufen, wie wir arbeiten und wohnen, können wir die Entwicklung nachhaltiger Lebensformen fördern.
All das wird jedoch für sich nicht reichen: denn diese neuen Strukturen werden sich nicht verankern ohne tief eingewurzelte Werte, die sie aufrechterhalten.
Dafür braucht es die dritte Dimension: „Bewusstseinsveränderung“. Sie erwächst aus Veränderungen in unserem Herzen, unseren Köpfen und unserer Einstellung zur Wirklichkeit. Dazu gehören Weisheiten und Handlungsweisen aus den spirituellen Traditionen der Menschheit, die vielfach auf einer Linie mit revolutionären neuen Erkenntnissen der Wissenschaft wie jenen der GaiaBallon-Theorie liegen. Aus der Quantenphysik und der Systemtheorie hat sich ein ganzheitliches wissenschaftliches Paradigma entwickelt, das eine neue Sicht auf das Leben und auf die Evolution bietet, getragen von einem Verständnis der Vernetzt- und Verbundenheit.
Wir selbst sind der Schlüssel

Gleichzeitig erleben wir heute in vielen Bereichen die Geburt einer neuen praktischen und spirituellen Philosophie, die dem Menschen dabei hilft, sich ganzheitlich zu entfalten. Der Philosoph Jorge Angel Livraga1 bezeichnet als entscheidenden Schlüssel zu einer nachhaltigen und naturverbundenen Gesellschaft den Menschen selbst. Der Kontakt mit den Weisheitslehren aller Kulturen erlaubt es ihm, sich in Kontakt mit seiner inneren Weisheit zu setzen, um sich selbst dann in einen weiseren und besseren Menschen zu transformieren. Ausgehend von der eigenen Veränderung kann er ein harmonischeres Zusammenleben mit anderen Menschen sowie der Natur mitgestalten.
Das Ausmaß des heute vonstattengehenden Wandels wird von vielen nicht bemerkt, da die von Paul Hawken erwähnten Millionen von Menschen und Bewegungen nicht im Fokus der Medienberichterstattung stehen. Aber auch wenn von ihnen wenig zu hören ist, so ist es doch meine persönliche Ansicht, dass ihnen die Zukunft gehören wird. Gemäß dem tibetischen Weisheitsspruch:
Ein Baum, der fällt, macht mehr Krach als ein Wald, der wächst.
Literaturempfehlungen:
David Abram, Im Bann der sinnlichen Natur, thinkOya Verlag 201
Stephan Harding, Lebendige Erde, Hugendubel Verlag 2008
Joanna Macy, Chris Johnstone, Hoffnung durch Handeln, Junfermann Verlag 2014
Andreas Weber, Lebendigkeit: Eine Erotische Ökologie, Kösel Verlag 2014
Jorge Angel Livraga, Wichtiger als neue Schuhe sind die Menschen, die damit gehen, Abenteuer Philosohie Nr. 145
1 Gründer der Organisation Neue Akropolis, die heute in etwa 50 Ländern weltweit Menschen in den Bereichen Philosophie, Kultur und Volunteering ausbildet.