Was die Welt im Gleichgewicht hält

Was die Welt im Gleichgewicht hält

WAS MEINT KANT

Wenn wir die Antike verlassen und einen Blick in die Zeit der Aufklärung werfen, finden wir den Kategorischen Imperativ von Immanuel Kants Moralphilosophie. Noch heute ist dieser in der Rechtsprechung und der daraus abgeleiteten Gesetzgebung zu finden:

Der Kategorische Imperativ setzt die Würde des Menschen, seine universellen Menschenrechte und die Gleichheit vor dem Gesetz (Rechtsgleichheit) voraus. Der Mensch soll niemals als Mittel zum Zweck missbraucht werden. Für Kant ist der vernunftbegabte, moralfähige (tugendhafte) Mensch zur Selbstgesetzgebung befähigt, aus der eine selbstauferlegte (Menschen-)Pflicht hervorgeht. Kant sieht die wichtigste Aufgabe der Gemeinschaft und des Staates darin, die persönliche Freiheit und Würde des Menschen mit der Rechtsgleichheit zusammenzubringen. Denn eine absolute Freiheit des Menschen wäre ein Recht auf alles und somit reine Willkür – sie würde die Rechtsgleichheit in ein Recht des Stärkeren umwandeln und so die Welt aus dem Gleichgewicht heben.

„Das Strafgesetz ist ein kategorischer Imperativ, und, wehe dem (!) welcher die Schlangenwindungen der Glückseligkeitslehre durchkriecht, um etwas aufzufinden, was durch den Vorteil, den es verspricht, ihn von der Strafe […] entbinde; denn, wenn die Gerechtigkeit untergeht, so hat es keinen Wert mehr, daß Menschen auf Erden leben“, sagt Kant.

Angesichts des Zeitgeistes einer selbstgerechten Politik und selbstgerechter Menschen würde es da nicht Sinn machen, wieder mehr Aufmerksamkeit auf die Gerechtigkeit im Allgemeinen zu legen und im Besonderen auf unsere eigene Fähigkeit gerecht zu sein?

Dieser Artikel wurde in der Ausgabe Nr. 173 des Magazins Abenteuer Philosophie veröffentlicht.